über mich:
Hannes Bauer´s Orchester Gnadenlos
 
Teil 2

Fortsetzung von Teil 1:

Aktualisiert: 04.12.2001

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Der zweite Teil, die siebziger Jahre
 

Von da ab ging alles sehr schnell. Ich wechselte die Bands (ca. 30 in Hamburg) wie andere Unterhemden; nicht weil ich Bock drauf hatte, Kumpels zu verlieren, sondern weil ich in dieser Phase soviel gelernt hatte, daß ich immer eine neue und bessere Band brauchte, die mit meinem neuen musikalischen Können und Wissen schritthalten konnte. Von diesen Bands sind erwähnenswert:

1."WOODVILLE ZWOO", weils ganz gut war

2."TARZAN, Hamburgs heißeste Beatband", weils völlig ausserhalb jeder Vorstellungswelt war

3."BOCK ROCK, weils überhaupt war

zu 1. : "WOODVILLE ZWOO", mit Bassist Andreas Kettel und Drummer Lennart Krogoll war meine erste 3 Piece-Band, man spielte Hendrix, Cream, John Mayall-Stücke , Chuck Berry, Ten Years After u.s.w. und auch ab und zu schon mal was Eigenes, schön in dem damals üblichen Kauderwelsch-Englisch gesungen (d.h. keine Sau kannte den Text, und man lallte sich irgendwas zusammen, was annähernd so ähnlich klang). Ein Engländer hätte zu der Zeit wohl vermutet, daß er gerade die arabische Blues-Hitparade hört. Mit dem Musizieren war´s da schon besser, und wir gewannen 1972 auf dem Hamburger Beatband-Battle (Heute würde man Song-Contest sagen) den ersten Platz. Als ersten Preis gab es eine horrende Summe Geld, ich glaube 500,- DM oder so, und einen in Aussicht gestellten Plattenvertrag bei einer renommierten internationalen Company.

Wie gut, daß ich damals einfach sofort weitergemacht habe. Auf den Plattenvertrag aus diesem Wettbwerb warte ich heute noch, naja, kann ja noch kommen, ist ja erst 28 Jahre her.

zu 2.: "TARZAN", mit Thomas K. (den vollen Namen lasse ich hier lieber im Dunkeln) als Bandleader und Bassist, Drummer Bernd Schröder und Keyboards weiß ich nicht mehr. Das muß so mitte der Siebziger gewesen sein, Thomas K. rannte zur Schulbehörde und zum ZDF, organisierte sich von beiden unbeschriebenes Briefpapier und begann einen unvergleichlichen Feldzug, um die Band ganz nach "Oben" zu bringen. Er schrieb Briefe, log dem ZDF vor, er wäre von der Schulbehörde und wolle Veranstaltungen in mehreren Hamburger Schulen zugunsten der Aktion Sorgenkind machen. Das ZDF war sehr erfreut, und schrieb ihm wohlwollende Empfehlungen. Mit denen rannte er zur Schulbhörde, erzählte denen, er komme vom ZDF und hatte binnen kürzester Zeit eine Tournee für die Band "TARZAN" mit ca. 30 Auftritten abgemacht. Ein Genie mit krimineller Energie ,der Mann. Leider ging der Größenwahn so weit, daß er mit der Band in die teuersten Läden vom Jungfernstieg (die Edelteuereinkaufsmeile in Hamburg) rannte. Mit seinen Schreiben vom ZDF und der Schulbehörde zockte er erstmal Bühnengarderobe im Wert von ´zig Tausend Mark ab, unter dem Motto: bezahlt wird später, -vielleicht-, is ja für ´n guten Zweck und viel Promotion und so. Ein Haufen Firmen fiel auf ihn herein, auch namhafte Mikrofon- und Verstärkerhersteller.

Schön und gut, die Tournee ging los, und wir spielten die ersten paar Auftritte, nix war organisiert, kein Auto für die Anlage, und irgendwann fiel fast alles Instrumentarium aus.

An Roadies wurde natürlich gespart, die hätten ja was gekostet.

Gesehen hatte noch keiner einen Pfennig, obwohl Thomas K. immer abends die dicke Abrechnung mit den Verantwortlichen den Schulen machte. Beim 5. oder 6.Konzert waren alle so demoralisiert, daß nur noch ein Funken kommen mußte, der die ganze Sache zum explodieren brachte. Der kam auch. Mitten im Konzert, als mal wieder die Hälfte der Gesangsanlage ausgefallen war und Thomas ein schauriges Bass-Solo ablieferte, drehte der Mann am Schlagzeug durch. Er schmiß seine Trommelstücke auf den Boden, rannte zum einzigen Mikrofon, das noch funktionierte und brüllte, wild auf Thomas K. deutend: "Da ist der Mann, der das alles zu verantworten hat! Ergreift Ihn!!! Es sassen ausser der gesamten Lehrer- und Schülerschaft auch ein paar jugendliche Rocker im Saal rum, die sich das nicht zweimal sagen liessen. Thomas K. zischte hinter die Bühne und sprang aus dem Toilettenfenster ins Freie. Ich schnappte meine Gitarre und drängelte mich irgendwie nach draußen, bevor im Saal eine wilde Prügelei losging, ab in die U-Bahn mit Gitarre und Verstärker und nach Hause.

Thomas K. blieb seit dem verschwunden, nein, nach Monaten tauchte er noch einmal auf, um die Bühnengarderobe und alle "gesponsorten" Sachen wieder abzuholen und blieb dann für immer verschollen......gut, das war also "TARZAN, Hamburgs heißeste Beatband ".

Ich konnte nur einen winzigen Bruchteil des Wahnsinns wiedergeben, der da abgelaufen ist, das menschliche Gehirn verdrängt halt die meisten schlimmen Sachen. Denkt Euch in Eurer Fantasie die beklopptesten Verrücktheiten aus, in dieser Band sind sie allesamt passiert.

Man sieht also, der Weg zum Berufsmusiker war doch mehr Kopfsteinpflaster als Autobahn!

Eigentlich wollte ich ja nur in Stichworten ein paar Facts zu meinem R & R Leben liefern, aber ich merke, wenn ich das so weiter schildere, ist die Bibel dagegen vom Umfang her nur ein Mickymausheft!

 
So, Fortsetzung folgt:
 
In den nächsten Folgen haben wir die Chaotentruppe BOCKROCK, Hannes auf St. Pauli, Gründung von BAUER, GARN & DYKE, 1. Treffen mit UDO und vieles mehr....Ihr merkt, wir bewegen uns dann streng auf die 80´er Jahre zu!
 

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